200
Jahre Spritzenfest sind Grund und Anlaß, die historische Entwicklung des
Brandschutzes in Schnepfenthal-Rödichen aufzuzeigen.
Anfangs
bestand das Löschwerkzeug aus Leitern, Einreißhaken und Feuerlöscheimern
aus Hanfgewebe und Leder. Jedoch weder mit ,, Eimerketten" noch mit den späteren
Spritzen waren schnell um sich greifende Brände zu löschen. Die getrennten
Anlagen der Gehöfte waren ein ausgezeichneter Schutz bei Feuergefahr. Bei
aufsteigendem Gewitter musste vor jede Hofstätte ein Kübel mit Wasser
gestellt werden, um einen eventuell durch Blitz verursachten Brand bekämpfen zu
können.
Abgesehen
von dem Sengen und Brennen im 30-jährigen Krieg ist zurückschauend nur von
einzelnen Bränden die Rede und auch diese blieben auf ihren Herd beschränkt.
Von amtswegen wurde aber auf Güte und Vollständigkeit der Feuerrüstung immer
Wert gelegt. So schaffte die Gemeinde im Jahre 1790 eine neue Feuerspritze
an, die 126 Taler kostete.
Die
damalige Mannschaft kam beim Löschen auswertiger Feuerbrünste nicht aus der Übung.
Es ist erstaunlich, wie weit ehemals die Dörfer ihre Hilfskräfte sandten. So
z.B. eilten bei dem großen Brand in Leina <22. Juni 1746) viele
Nachbarn zur Hilfe, schickten auch drei Eimer Bier und viel Brot und halfen dem
Nachbardorf später beim Aufräumen der Brandstätte mit Fuhrwerken und persönlichen
Handreichungen.
Darüber
hinaus beteiligte sich Rödichen beim Löschen der Brände
1781
in Gossel
1790
in Sonneborn
1808
in Mühlhausen
1818
in Neunheiligen
Auch
bei einem Waldbrand in Stutzhaus 1818 wurden acht Personen zur Hilfe
gesandt.Im Jahre 1862 schaffte die Gemeinde eine neue
Handdruckspritze von der Firma C. G.
Baldauf Chemnitz mit der Werknummer 156 an.Diese Spritze ist noch
vorhanden und völlig funktionstüchtig.Handdruckspritzen, Schlauchwagen,
Leitern, Einreißhaken und Feuerlöscheimer waren die einzigen Gerätschaften
für Einsätze bei Bränden bis zum Jahre 1937.
Der
6, Februar 1926 wurde zu einem Meilenstein in der Geschichte der
Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Waltershausen,
denn sie erhielt die
erste ,,Überland-Automobilspritze" mit Massivreifen und einem
Wirkungskreis von 10 Kilometern, die auch im Ernstfall bei Bränden in
unserem Ort zum Einsatz kam.
Im
Jahre 1937 erhielt die Gemeinde Schnepfenthal-Rödichen einen EinachsAnhänger
,,Dittmann" mit einer Motorspritze und ausgereifter neuer Löschtechnik.Zu
dieser Zeit bestand die Ortsfeuerwehr aus 18 freiwilligen Wehrleuten,
welche mit neuzeitlichen Uniformen ausgerüstet waren.Da das an der
Schulstraße gelegene Spritzenhaus den Anforderungen nicht mehr genügte,
beschloß der damalige Gemeinderat, ein neues Gerätehaus in der Cumbacher
Straße zu bauen. Die Einweihung mit Schlüsselübergabe erfolgte am 4.
Dezember 1938 an die Ortsfeuerwehr durch den damaligen Bürgermeister Otto
Venter.
Während
des 2. Weltkrieges kam die Ortsfeuerwehr unter der Leitung des
Ortsbrandmeisters Ernst Bause zum Großeinsatz
in Ibenhain
nach einem Bombenangriff. Im Jahre 1946 erfolgte nach der
Zerschlagung des Hitlerfaschismus die Neuformierung der Feuerwehr unter
der Leitung des Wehrleiters Erich Anschütz.
Größere
Brände, die nach 1945 Schnepfenthal-Rödichen heimsuchten, waren:
-
Gaststätte Kröter am 12. Mai 1945, wobei der Saal den Flammen zum
Opfer fiel.
-
Wohnhaus Ernst Thomsen (Dachstuhlbrand), 21.August 1945
-
Scheune Ernst Weidner (Blitzschlag), 23. August 1949
-
Werkstatt zur Holznögelfertigung Heinz Eccarius, 11April 1954
-
Kurhaus ehemals Altmann (Ev. Erholungsheim) Dachstuhlbrand, 1.
Januar1971
Im
Jahre 1974 erhielt die Kommandostelle Schnepfenthal einen Einachs-Anhänger
TSA TS8 und somit wurde der alte Einachs-Anhänger ,,
Dittmann" ausgesondert. Dieser ist, wenn auch ohne Gerätschaften,
noch vorhanden.In den folgenden Jahren verlief der organisierte
Feuerwehrdienst unregelmäßig, bis sich schließlich im Jahre 1975 die
Freiwillige Feuerwehr Schnepfenthal-Rödichen auflöste.Erst 10 Jahre später.
am 21. Mai 1985, wurde sie durch den Kamerad Rolf Weidner
neu gegründet. Mit einigen ehemaligen Mitgliedern sowie Zugang durch
Neuwerbung bestand jetzt die Wehr aus 30 Kameraden.
Größte
Aufmerksamkeit wurde der Gewährleistung von Schulungen, Aus- und
Weiterbildung sowie der Festigung eines stabilen moralischen Kollektivs
gewidmet.Darüber hinaus galt es
auch, viele lnstandsetzungsarbeiten zur Werterhaltung am Gerätehaus
durchzuführen, Außerdem wurden durch Ergänzung und Neuanschaffung
die Gerätschaften und Ausrüstungen vervollständigt.
Der
4. Dezember 1988 war Anlaß, das 50-jährige Bestehen des Gerätehauses
feierlich zu begehen. Dieser Tag wurde mit den Kameraden der Freiwilligen
Feuerwehr sowie ehemaligen Angehörigen (Veteranen) und dem
Jugendblosorchester GutsMuths-OS Waltershausen unter Leitung von Herr Gerd
Bause in Form einer Festveranstaltung würdig begangen.Am 16. Dezember
1988 konnten durch Werbung 9 Frauen als Angehörige der Freiwilligen
Feuerwehr gewonnen werden1 die
vorwiegend im vorbeugenden
Brandschutz tätig sind. Desweiteren
galt es für den löschwasserarmen
Ortsteil eine Staustelle ,,Badewasser"
und eine Zisterne am Hermannstein (Kindergarten) zu errichten.
Das
Jahr 1989 war für die Kameradinnen und Kameraden ein erfolgreiches
Jahr. Am 5. Januar 1989 erfolgte die Übergabe des Kleinlöschfahrzeuges
,,Multicar M 25 mit Feuerlöschaufbau durch den Rat der Stadt Walterhausen.Die
neue Technik sollte sich bald bewähren, denn bei dem Brand der Mülldeponie
in Laucha, am 19. und 20. Mai 1989, waren 16 Kameraden unter komplizierten
Bedingungen mit im Einsatz.
Der
27. Mai 1989 war auch ein großes Ereignis, denn es galt. den
Wirkungsbereichs-Ausscheid der Wirkungsbereiche I und XIII durchzuführen.
Bei diesem Ausscheid konnte von unseren Kameraden
der 2. Platz in der Disziplin »Löschangriff"
erreicht werden. Erstmalig erhielt die Freiwillige Feuerwehr
Schnepfenthal-Rödichen am 20. September 1989 den Titel ,,Vorbildliche
Freiwillige Feuerwehr".
Eine
Arbeitsgemeinschaft .,Junge Brandschutzhelfer" wurde am 23.
Oktober 1989 gegründet und entwickelt sich sehr positiv.
So
hat die Freiwillige Feuerwehr Schnepfenthal-Rödichen insgesamt eine
erfreuliche Tendenz ihrer Entwicklung zu verzeichnen, denn es wurden
beachtliche Leistungen dank des guten Kollektivs in den vergangenen Jahren
seit der Neugründung vollbracht.Die vorliegenden Aufzeichnungen können
deshalb nur ein Abriß des vielfättigen Wirkens der Kameradinnen und
Kameraden unserer Wehr sein.Wir werden auch in Zukunft - entsprechend
unserer im Vorwort genannten Aufgabenstellung - aufopferungsvoll unseren
Dienst zum Wohle von Mensch und Natur versehen. |